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Ursachen und Folgen der (angeblichen?) Eurokrise (Gastbeitrag)

Τροποποίηση από τον/την megalos την 09-Feb-2011 18:47
Σήμερα και ευχαρίστως και πάλι, σας παρουσιάζουμε τώρα στη Γερμανική και στην ιστοσελίδα μας για τον απανταχού Ελληνισμό www.kn-megalexandros.gr, το άρθρο του ομογενή μας και πολυετή φίλου μας Δρ. Καθ.Σ. Παρασκευόπουλου του Πανεπιστημίου της Λειψίας, με θέμα: Αιτίες και επακόλουθα (δήθεν;) της κρίσης του Ευρώ,για πλήρη και κυκλική εικόνα και ενημέρωση για την κρίση και του Ευρώ, για τους Γερμανόγλωσσους αναγνώστες.
Δημοσιεύτηκε: 09.02.2011-www.kn-megalexandros.gr
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Prof. Dr. Sp. Paraskewopoulos (Emeritus)

Bis 2007 Lehrstuhlinhaber (Professur) für Makroökonomik und Direktor des Instituts für Theoretische Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig
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Ursachen und Folgen der (angeblichen?) Eurokrise

Aus dem Inhalt



- Die Angst des Zusammenbruchs von Euro

- Exkurs: Primäre Ursachen der Gefährdung der
Geldwertstabilität

- Der besondere Fall Euro

- Mögliche Ursachen der Gefährdung von Euro

- Bedingungen die zu einer Zahlungsunfähigkeit eines
Staates führen

-Ist das staatliche Verschuldungsproblem lösbar?

-Die reale Gefahr der Zahlungsunfähigkeit einiger Länder
der Eurozone

- Mögliche Ursachen der heutigen Verschuldungskrise von
Euroländern

-Die Sackgasse (die Schuldenfalle) Griechenlands

-Szenarien der Vermeidung einer totalen
Zahlungsunfähigkeit Griechenlands

-Ein Vorschlag für eine mögliche Vermeidung der
griechischen Zahlungsunfähigkeit

-Schlussbemerkungen


Die Angst des Zusammenbruchs von Euro: Die Entwicklungen der Haushaltsdefizite und der öffentlichen Schulden der Euroländer geben Anlass zu Sorge für mögliche Staatsinsolvenzen einiger Euroländer, die dann gefährdende negative Auswirkungen auf die Stabilität des Euro haben könnten. Alle diese Sorgen werden in der Frage zusammengefasst: Wird die gemeinsame europäische Währung diese zum Teil unkontrollierte Entwicklung der wachsenden Staatsschulden verkraften können?

Der folgende Beitrag ist ein Versuch, so einfach und verständlich wie möglich, eine Antwort darauf zu geben. Der Beitrag richtet sich nicht an Sachverständige und Experten, sondern an alle, die sich für solchen Fragen interessieren, weil sie irgendwie fühlen, dass diese Entwicklungen sie auch treffen könnten.

Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise des Jahres 2008 wurde den Agierenden in den internationalen Geld- und Kapitalmärkten die Höhe der Haushaltsdefizite mancher Länder der Eurozone bewusst. Diese Defizite haben in den laufenden Jahren zu hohen Staatsverschuldungen geführt, die eine mögliche Zahlungsunfähigkeit dieser Länder wahrscheinlich machen. Konkret die Länder wie Griechenland, Irland, Portugal, Spanien oder auch Italien weisen solche Haushaltsdefizite auf, die weit über die maximale Höhe von 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen, die der Europäische Stabilitäts- und Wachstumspakt vorschreibt.

Das gleiche gilt auch für die öffentlichen Verschuldungen, die durch die jährlichen Haushaltsdefizite sehr schnell wachsen. Inzwischen ist die maximale Höhe von 60% des BIP, die vom Europäischen Stabilitätspakt noch erlaubt werden, übertroffen.

Allein die griechische Staatsverschuldung erreichte am Ende 2010 die 144% Marke, d.h. 330 Mrd. €. Daraus erwächst eine ernste und reale Gefahr der Zahlungsunfähigkeit des Landes.

Der Fall Griechenlands wird von den Medien, von Politikern und von jeder Art Sachverständiger als Grund angeführt, der letztlich einen Zusammenbruch der Währungsunion bzw. des Euro bewirken könnte.

Die Ängste über eine mögliche Gefährdung des Euro durch die Staatsverschuldungen, haben dazu geführt, dass sich die Regierungen der Länder der Eurozone in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Währungsfond (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB) entschieden haben, einen Rettungsmechanismus für notleidende Euroländer zu schaffen. Das Ziel des Rettungsmechanismus ist, die Zahlungsunfähigkeit von Euroländern zu verhindern, die letztlich eine Gefährdung von Euro als Folge haben könnte.

Die Stabilität des Euro wird nach dieser Auffassung durch die Vermeidung der Zahlungsunfähigkeit erreicht, um auch die Spekulationsattacken der Kapitalmärkte unwirksam zu machen.

Dennoch bleibt meines Erachtens die theoretische Frage offen, nämlich: gefährdet wirklich eine mögliche Zahlungsunfähigkeit, z.B. Griechenlands, die Existenz von Euro? Oder allgemeiner formuliert: Führt eine übermäßige Verschuldung eines Landes der Eurozone, die möglicherweise zu einer Staatsinsolvenz führt, zwangsläufig zu einem Zusammenbruch der Währung dieses Landes? Mit anderen Worten: tritt der Zusammenbruch der Währung aufgrund des Staatbankrots unbedingt ein?



Exkurs: Primäre Ursachen der Gefährdung der Geldwertstabilität: Um diese Frage zu beantworten sind zunächst einige Kenntnisse über die Zusammenhänge, die zwischen der Produktion von Gütern und der Entstehung (Produktion) vom Geld in einer Volkswirtschaft bestehen, erforderlich. Deshalb werden zuerst einige Sachverhalte bezüglich der Entstehung, der Bedeutung und der Funktionen des Geldes in einer Volkswirtschaft erklärt.

Die Bedingungen der Arbeitsteilung haben wahrscheinlich zur Entdeckung des Geldes geführt, welches zunächst die sogenannten Transaktionskosten, die bei der Produktion und Tausch von Gütern entstehen, senkt.

Im Rahmen des arbeitsteiligen Prozesses, in welchem die Produktion und der Tausch von Gütern und Dienstleistungen stattfinden, erwartet man, dass das Geld - so gut wie möglich - folgende Funktionen erfüllt:

- die Zahlungsfunktion,

- die Tauschfunktion,

- die Wertaufbewahrungsfunktion,

- die Informationsfunktion hinsichtlich der Werte
(Preise) der Güter und

- die Recheneinheitsfunktion

Tauschprozesse ohne Geld, die eventuell in der weiten Vergangenheit in primitiven Dorfwirtschaften stattfanden, wurden unmittelbar durch Ware gegen Ware durchgeführt. Durch die Einführung des Geldes wurden die Tauschprozesse geteilt. Zunächst wird Ware gegen Geld und dann irgendwann und irgendwo später wird der Tauschprozess vollendet, in dem man Geld gegen Ware tauscht.

Mit Geld wird anstatt des unmittelbaren Tausches, beispielsweise einer Uhr mit einem Paar Schuhen, tauscht man die Uhr gegen Geld und später das Geld gegen das Paar Schuhe. Das Geld teilt also zeitlich und geographisch die Vollendung des Gütertausches. Damit werden unter anderem die Suchzeit (Transaktionskosten) minimiert. Sonst müsste derjenige, der die Uhr produziert und ein Paar Schuhe braucht, erst denjenigen finden, der Schuhe produziert und eine Uhr braucht. Wie man sich vorstellen kann, wäre dies eine zeitraubende und kostspielige Angelegenheit.

Das Geld kann aber die genannten Funktionen erfüllen, wenn derjenige, der verantwortlich für die Produktion und den Umlauf vom Geld ist, auch folgende Eigenschaften des Geldes garantieren kann:

Erstens, er muss dafür sorgen, dass alle mit Geld Handelnden in diesem Lande, in welchem dieses Geld gilt, dieses Geld auch annehmen.

Zweitens, er muss dafür sorgen, dass die Kaufkraft der Geldeinheit möglichst langfristig konstant bleibt. So wird Vertrauen zu diesem Geld entstehen.

Drittes, er muss dafür sorgen, dass permanent die erforderlichen Geldmengen im Umlauf sind, damit die Produktion und der Tausch von Gütern optimal in der Volkswirtschaft bewerkstelligt wird.

Heute wird in allen Volkswirtschaften der Welt, der Gütertausch von Sachgütern und Dienstleistungen durch das Geld ermöglicht. Seine Produktion, seine Funktionen und seine Eigenschaften garantiert der Staat. Zu diesem Zweck gründet er eine Zentralbank, die zusammen mit den privaten Geschäftsbanken dafür sorgen, dass genügend Geld im Umlauf ist, und dass seine Eigenschaften und Funktionen dauerhaft erfüllt werden.

Aus dieser kurzen Darstellung über, die Produktion, die Eigenschaften, die Funktionen und die Verantwortlichen des Geldes, lässt sich folgende allgemeine Schlussfolgerung ableiten.

In einer bestimmten Zeitperiode ist die Kaufkraft des vorhandenen Geldes einer Volkswirtschaft das Ergebnis aus:

-der Geldmenge und seiner Umlaufgeschwindigkeit,

-aus den Präferenzen der Wirtschaftssubjekte gegenüber den verschiedenen Güterarten sowie

-aus den Mengen der vorhandenen und produzierten Güter.

Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes zeigt, wie oft das Geld innerhalb einer bestimmten Zeit umgesetzt wird. Wenn beispielsweise ein 10 Euro Geldschein innerhalb von 24 Stunden 10 Mal den Besitzer wechselt, wird dieser ein 10 Euro Schein einen Umsatz von 100 Euro tätigen. In diesem Fall beträgt seine Umlaufgeschwindigkeit 10 Umsätze. Unter normalen Bedingungen bleibt die durchschnittliche Umlaufgeschwindigkeit der Geldeinheiten in der Zeit konstant. Insofern ist die gesamte Geldmenge einer Volkswirtschaft das Produkt der Geldmenge mal seiner Umlaufgeschwindigkeit in einer Zeitperiode.

Deshalb ist die Kaufkraft des Geldes immer das Ergebnis aus den jeweiligen Gütermengen dividiert durch die umlaufende und verfügbare Geldmenge der Volkswirtschaft.

Wenn in einer Volkswirtschaft die durchschnittliche jährliche Kaufkraft des Geldes dauerhaft annähernd konstant bleibt, dann ist dies ein starker Hinweis dafür, dass die Wachstumsrate der Güterproduktion mit der Wachstumsrate der Geldproduktion übereinstimmt.

Wenn aber festgestellt wird, dass die durchschnittliche jährliche Kaufkraft des Geldes abnimmt, dann ist dies auch ein starker Hinweis dafür, dass die durchschnittliche jährliche Geldproduktion oder/und seine Umlaufgeschwindigkeit schneller wachsen als die durchschnittliche jährliche Güterproduktion wächst.

In einem solchen Fall herrschen in einer Volkswirtschaft inflationären Tendenzen bzw. Inflation. Geschieht das Gegenteil, d.h. ist das jährliche Wachstum der Güterproduktion bei konstanter Umlaufgeschwindigkeit höher als das jährliche Wachstum der Geldproduktion, dann herrscht in dieser Volkswirtschaft Deflation.

Inflation und Deflation haben negative Einflüsse auf die Entwicklung vieler Sektoren einer Volkswirtschaft, und vor allem beeinträchtigen sie die Kaufkraft des Geldes und damit das Vertrauen der Bürger gegenüber dem nationalen Geld.

Daher ist eine der primären Aufgaben der Zentralbanken der permanente Versuch bei der Geldproduktion und bei ihrer Geldaufsicht, das Verhältnis von Güter- und Geldproduktion konstant zu halten, damit Inflation oder Deflation und demzufolge eine Abwertung oder Aufwertung der eigenen Währung gegenüber anderen Währungen gemieden wird.

In vielen Ländern der Welt sind aber die Zentralbanken bei ihren geldpolitischen Entscheidungen von ihren Regierungen nicht unabhängig. Daher ist es nicht selten, dass die Regierungen ihre Zentralbanken zwingen (befehlen) Geld zu produzieren, - und dies unabhängig von der Entwicklung der Güterproduktion – um ihre fiskalpolitischen Aufgaben finanzieren zu können. Geschieht dies permanent, dann sinken allmählich die Kaufkraft des nationalen Geldes und damit auch das Vertrauen der Bürger zu diesem Geld. Sie werden versuchen, dieses Geld so schnell wie möglich mit Gütern, Gold oder anderen Währungen umzutauschen. Dies führt dazu, dass die Kaufkraft des Geldes weiter sinkt, weil aufgrund der zunehmenden Nachfrage nach diesen Gütern ihre Preise und Wechselkurse weiter steigen werden. So wird eine Abwärtsspirale der Kaufkraftabnahme und des Wechselkurses dieser Währung entstehen.

Wie daraus leicht zu verstehen ist, kann ein solcher Abwärtsprozess nicht ewig dauern, weil sehr bald keiner zu diesem Geld Vertrauen haben wird. Letztlich wird der Zusammenbruch die Folge sein.

Die Verlierer dieser Entwicklung werden alle diejenigen sein, denen es nicht rechtzeitig gelungen ist, dieses Geld los zu werden.

Insofern, wenn ein Land einen Teil seiner finanziellen Verpflichtungen mit der Methode des Gelddruckens erledigt, braucht es kein Geld von den Geldmärkten, es wird von ihnen, aufgrund des hohen Risikos, wahrscheinlich auch keines bekommen. Es bleibt nur seine Zen-trabend übrig, die diesem Land bis zum Zusammenbruch der Währung Kredite gewährt. Damit wird schließlich der Staat der Gewinner dieses Prozesses sein, da er damit alle seine Schulden durch die totale Abwertung des Geldes los wird. Die Verlierer werden alle diejenigen sein, die diesem Geld ihr Vertrauen entgegen brachten.

Nach dieser kurzen Analyse kommt man zu der Schlussfolgerung, dass eine Gefahr des Zusammenbuches einer Währung dann entsteht, wenn diese Währung permanent produziert (gedruckt) und verwendet wird, ohne gleichzeitig von einer entsprechenden Güterproduktion begleitet zu werden.

Keine unmittelbare Gefährdung der Währung besteht dagegen, wenn der Staat ein Teil seiner finanziellen Verpflichtungen durch Kredite, die er von den Geld- bzw. den Kapitalmärkten bekommt, finanziert. Die Staatsschulden werden jetzt aus den Ersparnissen finanziert, die aus erwirtschafteten Einkommen entstanden sind. In diesem Fall fand durch die Zentralbank keine zusätzliche Geldproduktion statt, die nicht von einer entsprechenden Güterproduktion begleitet wurde. Dieser Teil der Ersparnisse, der auch durch die Produktion von Gütern und Dienstleistungen entstanden ist, wird nicht von den Sparern selbst oder von anderen privaten Konsumenten oder Investoren ausgegeben, sondern vom Staat, der ihn über die Geldmärkte als Kredit erhält und konsumtiv oder investiv verwendet. Insofern besteht in diesem Zusammenhang keine unmittelbare Gefahr der Minderung der Kaufkraft oder des Wechselkurses dieser Währung, die sie gefährden könnte.

Selbst bei dem Fall der Zahlungsunfähigkeit des Staates, d.h. wenn der Staat seinen Schuldendienst (Zahlung von Zinsen und Tilgungen) nicht mehr bedienen kann, besteht keine unmittelbare Gefahr für diese Währung. Weil das vom Staat als Kredit aufgenommene und ausgegebene Geld weiter im Umlauf bleibt. Dieses Geld geht also für die Volkswirtschaft nicht verloren. Allerdings, die Gläubigen bzw. die Sparer werden die Verlierer sein (Exkurs Ende).



Der besondere Fall Euro: Viele Ökonomen sind der Auffassung, dass die Existenz von Euro im Falle einer Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder Irlands oder Portugals gefährdet ist. Wie oben dargestellt wurde, ist diese Position theoretisch nicht begründbar (haltbar).

Euro ist keine nationale Währung, sie ist aber eine von vielen (17) souveränen Europäischen Staaten (Euroländern) gegründete und eingeführte gemeinsame Währung. Sie wird von einer gemeinsamen, aber von diesen Staaten in ihren Entscheidungen unabhängigen Europäischen Zentralbank (EZB) produziert. Sie koordiniert und kontrolliert zugleich den Umlauf des von ihr gedruckten (produzierten) Geldes.

Im Gegensatz zur Währungspolitik, die fast nur von der EZB ausgeübt wird, üben die Euroländer selbständige Fiskal- bzw. Finanzpolitik. Das Letztere ist auch der Grund, dass viele Ökonomen zu der Behauptung veranlasst werden, dass eine Europäische Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) - mit unterschiedlichen ökonomischen Entwicklungsniveaus der Unionsländer - ohne zugleich eine gemeinsame Fiskal- bzw. Finanzpolitik, nicht lange bestehen kann.

Eine solche Konstruktion einer Währungsunion könnte nach dieser Auffassung nur dann überleben, wenn ständig Transferzahlungen von den reichen zu den ärmeren Staaten stattfänden, die allerdings auf lange Sicht politisch nicht durchsetzbar wären.

Diese Position muss nicht deshalb richtig sein, weil sie immer wieder wiederholt wird. Zunächst ist plausibel, dass eine gemeinsame Europäische Wirtschafts- und speziell Finanzpolitik von einer zentralen Stelle leichter durchzusetzen wäre. Dies setzt aber voraus, dass die EWWU auch eine politische Union wäre. Ob damit auch die Entscheidungsprozesse innerhalb der Unionsländer leichter wären und sogar schneller zustande kämen, ist meines Erachtens fraglich. Die ständigen Entscheidungskonflikte und -verzögerungen in Deutschland mit Bundestag und Bundesrat sind ein negatives Beispiel dafür.

Unabhängig aber von dieser Problematik ist zurzeit die Gründung einer politischen Union, aus welchen Gründen auch immer, kein Thema für die Europäer. Müsste man aber deshalb auf die ökonomischen Vorteile einer Währungsunion verzichten? Ich meine nein.

Der Maastricht Vertrag hatte und hat mit den Regelungen des Verbots der Finanzierung von Staatsdefiziten durch die EZB und mit der „no- bail-out“ Vorschrift die adäquaten marktwirtschaftlichen Instrumente geschaffen, um Zahlungsunfähigkeiten von fiskalpolitisch selbständigen Euroländern zu erschweren. Nach Artikel 125 des EU-Vertrages von Maastricht dürfen die EU oder Mitgliedsländer für die Schulden eines anderen Mitgliedslandes nicht einstehen (no-bail-out). Diese Regelung schließt also die Haftung der EU sowie aller Mitgliedstaaten für Schulden anderer Mitgliedstaaten aus. Auch die EZB ist mit ihrer Währungspolitik verpflichtet, die Stabilität des Euro durch die Einhaltung des Gleichgewichts zwischen Güter- und Geldproduktion anzustreben. Deshalb ist es auch verboten, Kredite für die Finanzierung von Staatsdefiziten der Euroländer zu gewähren.

Die Kredite an Griechenland oder Portugal sind demzufolge nicht von der EZB gegeben. Daher sind dafür keine zusätzliche Euros durch die EZB gedruckt worden. Insofern bestand und besteht, wie wir bereits wissen, keine innere oder äußere Abwertungsgefahr für den Euro. Die Kreditgeber Griechenlands oder Portugals sind fast ausschließlich private Geschäftsbanken innerhalb und außerhalb der Euroländer oder einzelne Wirtschaftssubjekte, die griechische oder portugiesische Staatspapiere gekauft haben. Wenn nun Griechenland oder Portugal ihren Schuldendienst nicht bedienen können, d.h. zahlungsunfähig werden, dann sind die Gläubiger gezwungen nicht nur auf ihre Zinserträge, sondern auch auf einen großen Teil oder sogar auf das gesamte geliehene Geldkapital zu verzichten. Diese Verluste des Kreditkapitals, so schlimm und schmerzhaft sie für die Gläubiger auch sind, haben aber keine inflationären Auswirkungen und deshalb können sie die Stabilität des Euro nicht unmittelbar beeinträchtigen.

Wenn dies so wäre, warum sprechen dann so viele Experten, Politiker und die Medien vehement von der Gefährdung des Euros durch eine mögliche Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder Portugals? Gibt es eventuell auch andere, vielleicht nicht ökonomische Gründe, die bis jetzt nicht angesprochen wurden, aber dafür sprechen?

Mögliche Ursachen der Gefährdung von Euro: Ein objektiver ernsthafter Grund, ist die mögliche Insolvenz mancher privaten Geschäftsbanken aufgrund der Zahlungsunfähigkeit einiger Euroländer. Eine solche Entwicklung wird nachteilige und unvorhergesehene Auswirkungen auf die Liquidität der Volkswirtschaften der Euroländer haben. Allein die deutschen privaten Geschäftsbanken würden - im Falle einer Zahlungsunfähigkeit Irlands und Griechenlands - Verluste in Höhe von 180 Mrd. € erleiden.

Daraus wird ersichtlich, wie stark, nicht nur die deutsche Volkswirtschaft, sondern alle Volkswirtschaften aller Euroländer davon betroffen werden, da das deutsche BIP mehr als ein Viertel des gesamten BIP der Euroländer ausmacht. Damit wäre sehr wahrscheinlich auch das Vertrauen der Weltmärkte in Euro beeinträchtigt.

Die Zahlungsunfähigkeit einiger Euroländer also, und die dadurch verursachten Insolvenzen einiger privater Geschäftsbanken, können eine allgemeine Panik verursachen und damit eine rasche Flucht der Anleger aus dem Euro, mit der Folge des Zerfalls seines Wechselkurses.

Zu dieser - mehr psychologisch bewirkten negativen Entwicklung des Außenwertes von Euro - tragen auch alle diejenigen Experten bei, die von Beginn an gegen die Einführung von Euro waren, und heute in den verschiedenen Medien mit der Darstellung von Horror Szenarien sein baldiges Ende prognostizieren.

Wie in den bisherigen Ausführungen gezeigt wurde, ist die heutige Diskussion über die angebliche Eurokrise, mit der möglichen Zahlungsunfähigkeit Griechenlands, Irlands oder Portugals entstanden. Im Folgenden werden nun die Bedingungen erläutert, die zu Staatsinsolvenzen führen können.

Bedingungen die zu einer Zahlungsunfähigkeit eines Staates führen:

Eine staatliche Zahlungsunfähigkeit, d.h. die Einstellung der Zahlungen der Zinsen und der Tilgungen eines Kredites entsteht, wenn die Einnahmen des Staates aus Steuern, Gebühren, Krediten, Gewinne aus staatlichen Unternehmungen sowie aus dem Verkauf natürlichen Gütern (Rohstoffen) nicht ausreichen, um die staatlichen Aufgaben und insbesondere die fälligen Kreditzinsen und Tilgungen zu bedienen.

Wie erreicht ein Staat diesen Zustand? Um dies zu erläutern, wird vorher eine kurze analytische Darstellung aller jenen Umständen, die möglicherweise allmählich und letztlich zum Staatsbankrot führen, vorgenommen.

Das sogenannte Bruttoinlandsprodukt (BIP) eines Staates ist wertmäßig die Summe aller Konsum- und Investitionsgüter, die in diesem Land jährlich produziert werden.

Das BIP umfasst also den Wert der Konsumgüter (C), den Wert der Investitionsgüter (I) und den Wert der exportierten (Ex) minus den Wert der importierten Güter und Dienstleistungen (Im). Folgende Gleichung stellt formal diesen Sachverhalt dar:



(1) BIP = C + I + Ex – Im



Aus einer anderen Sicht, ist das BIP die Summe aller Einkommen, die die Produktionsfaktoren, die die jährliche Produktion aller Güter ermöglichten, erhalten haben. Diese Produktionsfaktoren sind die menschliche Arbeit von Arbeitern, Angestellten, Beamten und Unternehmern sowie die Arbeit der sachlichen Produktionsgüter (Kapital, Geldkapital, Grund und Boden). Die Einkommen dieser Produktionsfaktoren sind Lohn, Gehalt, Gewinn, Zinsen, Miete und Pacht sowie Renten.

Der größte Teil dieser Einkommen wird für Konsumgüter (C) ausgegeben und der Rest der nicht unmittelbar konsumiert wird, wird gespart (S). Somit setzt sich jetzt das BIP einer Volkswirtschaft aus dem Wert der Konsumgüter und aus dem Wert der Ersparnisse zusammen.



(2) BIP = C + S



Aus den Gleichungen 1 und 2 kann eine Gleichung 3 bzw. die 3a abgeleitet werden, die einige bedeutenden ökonomischen Schlussfolgerungen ermöglicht:



(3) BIP = C + I + Ex – Im = BIP = C + S



oder



(3a) S = I + Ex – Im



Aus der Gleichung 3a ist ersichtlich, dass die Ersparnisse einer Volkswirtschaft, d.h. der Teil des Gesamteinkommens, der nicht konsumiert wird, sämtliche Investitionen, die in dieser Volkswirtschaft stattfinden, finanzieren.

Darüber hinaus ist auch leicht ersichtlich, dass die Ersparnisse auch die Differenz, die sich aus dem Wert der exportierten Güter und Dienstleistungen minus den Wert der importierten Güter und Dienstleistungen ergibt, finanzieren.

Ist diese Differenz gleich 0 (Ex – Im = 0), oder fachlich gesprochen, ist die volkswirtschaftliche Leistungsbilanz ausgeglichen, indem der Wert aller Exporte gleich dem Wert aller Importe ist (Ex = Im), dann werden sämtliche Ersparnisse ausschließlich für die Finanzierung der Investitionen der Volkswirtschaft dieses Landes verwendet. Es wird also kein Teil dieser Ersparnisse ausländischen Konsum oder ausländische Investitionen finanzieren.

Ist diese Differenz d.h. die Leistungsbilanz positiv, dann exportier diese Volkswirtschaft wertmäßig mehr Güter und Dienstleistungen als sie importiert (Ex – Im > 0). Damit kreditiert diese Volkswirtschaft in Höhe dieser Differenz das Ausland.

Somit finanziert (kreditiert) ein Land, welches permanent eine positive Leistungsbilanz aufweist, alle ausländischen Handelspartner, die dauerhaft eine negative Leistungsbilanz haben.

Länder, die zurzeit positive Leistungsbilanz haben, sind Deutschland, Niederlande, Japan, China, Süd Korea u.a.

Ist die Differenz bzw. die Leistungsbilanz dauerhaft negativ (Ex – Im < 0), dann finanziert das Ausland, durch Gewährung von Krediten an das Inland, die importierten Güter und Dienstleistungen des Inlands. Dies bedeutet, dass die Auslandsschulden dieser Volkswirtschaft ständig wachsen.

Eine solche Entwicklung der Leistungsbilanz besagt auch, dass die Bürger dieses Staates permanent mehr konsumieren und investieren als sie insgesamt produzieren können. Sie leben also dauerhaft über ihre ökonomischen Verhältnisse, die sie durch Auslandskredite finanzieren.

Diese Situation ist auch ein deutliches Zeichen dafür, dass diese Volkswirtschaft eine sehr niedrige Wettbewerbsfähigkeit hat, die wiederum Folge einer niedrigen Produktivität ist. Niedrige Produktivität bedeutet, dass diese Volkswirtschaft quantitativ, qualitativ und kostenmäßig solche Güter und Dienstleistungen produziert und anbietet, die den Anforderungen der Weltmärkte nicht entsprechen und deshalb nicht nachgefragt werden.

Das dauerhafte Defizit der Leistungsbilanz, welches seine Ursachen, wie erwähnt, in der niedrigen Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft hat, enthält auch eine weitere negative Konsequenz.

Aufgrund der niedrigen Produktivität sind auch die gesamte Produktion und die Einkommen dieses Landes niedrig. Dies führt wiederum zu entsprechend niedrigen Staatseinnahmen mit der Folge, dass auch der Staat, um seinen Verpflichtungen nachzugehen, Auslandskredite nachfragt. So kommen zu den privaten Schulden auch die Staatsschulden hinzu. Solche Länder sind zurzeit Griechenland, Portugal u.a.

Aus dem bisher gesagten wird ersichtlich, dass ein solcher Zustand nicht sehr lange bestehen kann. Einmal, weil die Auslandschulden bald eine solche Höhe erreichen werden, die die Zahlung der Zinsen und die Tilgung die Leistungsmöglichkeiten der verschuldeten Volkswirtschaft weit übertreffen, und zum anderen, weil die Gläubiger von selbst aufhören werden, weitere Kredite zu gewähren. Sie werden nämlich sehr schnell merken, dass sie letztlich mit Sicherheit die Verlierer sein werden.

Die Gleichungen 3 sowie 3a und die daraus abgeleiteten Aussagen gelten für alle Volkswirtschaften der Welt, die sich am Welthandel mit Sachgütern, Dienstleistungen und Finanzmitteln beteiligen.

Daher kann man zusammenfassend folgende allgemeine Aussage formulieren:

Die Volkswirtschaften, die dauerhaft negative Leistungsbilanzdefizite aufweisen, sind die Volkswirtschaften die sich dauerhaft gegenüber dem Ausland verschulden. Und die Volkswirtschaften die permanent Leistungsbilanzüberschüsse erwirtschaften, sind die Gläubiger der defizitären Volkswirtschaften.



Ist das staatliche Verschuldungsproblem lösbar? Eine Volkswirtschaft kann mittelfristig aus einer Schuldenfalle dann herauskommen, wenn rechtzeitig begonnen wird, die Auslandsschulden mehr für die Finanzierung innovativer Investitionsgüter und weniger für die Finanzierung von Konsumgütern zu verwenden. Nur durch solche innovative Investitionen können positive Wachstumsrate des BIP erreicht werden, die allerdings höhere sein müssten als die Wachstumsrate der Schulden, wenn der Anteil der Schulden am BIP gesenkt werden sollte. Die Anbahnung einer solchen Entwicklung wird auch signalisieren, dass die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit dieser Volkswirtschaft wachsen.

Ebenfalls werden die Weltkapitalmärkte dadurch die Information bekommen, dass sich diese Volkswirtschaft auf einem Wachstumspfad befindet. Sie werden dadurch veranlasst die Kreditierung fortzusetzen. Es ist sogar zu erwarten, da nun die Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsunfähigkeit dieses Landes geringer wird, dass jetzt die Kredite mit niedrigeren Zinsätzen vergeben werden.

Irgendwann müsste man dann auch mit der absoluten Senkung der Auslandsschulden beginnen. Dies wäre allerdings dann der Fall, wenn es gelingen würde, eine positive Leistungsbilanz zu erreichen.

Historische Beispiele von Ländern, denen es gelungen ist, mit innovativen Investitionen von Kreditnehmern zu Kreditgebern zu werden, sind Deutschland, Japan, Niederlande, China, Süd Korea u.a.

Die heutige Schuldensituation mancher Euroländer ist so weit fortgeschritten, so dass sie aus eigener Kraft kaum eine Staatsinsolvenz verhindern können. Genau an dem Punkt scheint heute Griechenland angelangt zu sein. Dass Griechenland 2010 die Zahlungsunfähigkeit nicht erreicht hat, verdankt es den günstigen Krediten der Troika (Euroländer, Internationaler Währungsfond und Europäische Zentralbank). Ein Betrag in Höhe von 110 Mrd. € wird in Raten - unter der Erfüllung von strengen strukturellen und fiskalpolitischen Bedingungen - bis April 2013 an Griechenland vergeben. Die Euroländer bürgen für 80 Mrd. € zu einem jährlichen Zinssatz von 5,2% und 30 Mrd. € mit einem Zinssatz von 3,0% werden von IWF an Griechenland vergeben. Dies entspricht für den gesamten Betrag einem durchschnittlichen Zinssatz von 4,6%.

Würde Griechenland bei seiner heutigen Verschuldung diesen Betrag vom Kapitalmarkt nehmen, dann müsste es mindestens einen Zinssatz von ca. 11% zahlen. Ob Griechenland letztlich die Zahlungsunfähigkeit umgehen kann wird noch erörtert.

Nachdem bis jetzt die allgemeinen Bedingungen, die zur Zahlungsunfähigkeit eines Landes führen können, erläutert wurden, werden folgende weitere konkrete Fragen gestellt:

Werden bei dem heutigen Verschuldungsgrad der Euroländer ein oder mehrere Euroländer zahlungsunfähig? und wenn ja, wie muss man innerhalb der Eurozone wirtschaftspolitisch vorgehen, dass daraus keine Eurokrise wird?



Die reale Gefahr der Zahlungsunfähigkeit einiger Länder der Eurozone: Die heutige absolute Höhe der Verschuldung einiger Euroländer, im Verhältnis zur Leistungsfähigkeit ihrer Volkswirtschaften, zeigt, dass die Gefahr der Zahlungsunfähigkeit sehr real ist. Griechenlands öffentliche Verschuldung erreichte beispielsweise am Ende 2010 144% des BIP, d.h. 330 Mrd. €. Auch Italien und Belgien liegen zurzeit über 100% ihrer BIP. Die Tendenzen sind steigend. Diese Entwicklungen sind allarmierend.

Insofern sind die heutigen europäischen politischen Aktivitäten mit den verschiedenen Rettungsszenarien wichtig und notwendig.

Die europäischen Politiker müssen allerdings mit ihren Entscheidungen die europäische und die Weltöffentlichkeit und insbesondere die Geld- und Kapitalmärkte überzeugen, dass sie die Währungsunion tatsächlich wollen und dass sie über ihre dauerhafte ökonomische Notwendigkeit und Vorteilhaftigkeit überzeugt sind.

Bevor wir nun die bisherigen beschlossenen europäischen Entscheidungen hinsichtlich der Stabilisierung des Euros kommentieren und bewerten, sollten wir vorher kurz noch einmal die Gründe ansprechen, die zu der heutigen Eurokrise - Diskussion geführt haben.

Wie wir bereits wissen sind im Maastricht Vertrag zwei Grundentscheidungen hinsichtlich der Gestaltung der Währungsunion getroffen worden, die die langfristige Existenz und Stabilität des Euro garantieren sollten.

Die erste Regelung war das ausdrückliche Verbot der Finanzierung staatlicher Defizite durch Kredite der EZB. Damit sollte die Gefahr der Geldproduktion ohne die entsprechende Güterproduktion gemieden werden. Man hatte dadurch eine automatische systemstabilisierende Regelung geschaffen, die gegen die Gefahr des Zerfalls der Kaufkraft und der Abwertung des Euros gerichtet ist.

Die zweite genau so wichtige institutionelle Regelung des Maastrichts Vertrags, ist das bereits erwähnte Verbot der Übernahme von Bürgschaften für Staatskredite von Euroländern durch die EU oder durch die Euroländer. Bei strenger Einhaltung dieser institutionellen Regelung bewerten ausschließlich die Geld- und Kapitalmärkte die Kreditfähigkeit der einzelnen Euroländer und übernehmen ausschließlich sie die volle Haftung für die von ihnen gewährten Kredite.

Das erste Verbot, mit Ausnahme den indirekten Kauf bei privaten Geschäftsbanken von Staatspapieren in Höhe von ca. 76 Mrd. € im letzten Jahr (2010), wurde von der EZB mehr oder weniger eingehalten. Das zweite Verbot (no bail out) wurde aber aus folgenden Gründen völlig ignoriert.

Viele private Geschäftsbanken der Eurozone haben großzügig und üppig einige südliche Euroländer kreditiert. Wenn die Gläubiger Banken für die gewährten Kredite auch die ausschließliche Haftung gehabt hätten, dann wäre die Wahrscheinlichkeit der Überschuldung einiger Euroländer sehr gering. Die Gläubiger Banken wären nämlich bei der Vergabe von Krediten an Ländern mit zweifelhafter Bonität Risiko bewusster und deshalb zurückhaltender gewesen.

Auch die Kreditnehmer hätten keine leichten Chancen gehabt, billige Kredite zu bekommen, die ihre ökonomischen Leistungsmöglichkeiten übertrafen. Wäre diese Regelung tatsächlich eingehalten worden, dann wären die heutigen Schuldenländer (und insbesondere Griechenland) gezwungen, anstatt Kredite zu nehmen, die sie sehr wahrscheinlich auch nicht bekommen hätten, nach eigenen Entwicklungs- bzw. Wachstumsmöglichkeiten zu suchen. So hätten sie viel rationaler, zum einen die reichhaltigen und vielfältigen europäischen Zuschüssen ökonomisch ausgenutzt (was Griechenland nicht tat) und zum anderen wären sie gezwungen gewesen, die eigenen produktiven Möglichkeiten heranzuziehen, die meines Erachtens sowohl ausreichend gegeben als auch profitabel sind.

Für Griechenland können hier die Handelsschiffwirtschaft, Tourismus, Sonnen- und Windenergie, die Landwirtschaft und nicht zuletzt das Humankapital genannt werden. Diese Bereiche bieten in Griechenland Felder von Investitionsmöglichkeiten, um seine Produktivität zu erhöhen, Wirtschaftswachstum zu erzielen und letztlich seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Leider wurden alle diese Möglichkeiten vernachlässigt bzw. ignoriert, weil die Gläubigern ihrerseits, die oben genannten Regelungen des Maastrichts Vertrags ohne Sanktionen auch missachtet und den Griechen günstige Kredite gewährt haben.

Mögliche Ursachen der heutigen Verschuldungskrise der Euroländer: Im Folgenden werden zwei Hauptgründe dargestellt und erläutert, die meines Erachtens primär verantwortlich für die heutige Verschuldungskrise mancher Euroländer sind.

Erstens, die Politiker haben nicht nur in Europa, sondern weltweit erlaubt (geduldet), dass im Finanzsektor manche Geldinstitutionen so groß wurden, dass eine mögliche Insolvenz dieser Institutionen die Stabilität des gesamten Weltwirtschaftssystems gefährden könnte.

Mit dem Wissen dieser Bedeutung des Finanzsektors für die Funktionsweise des gesamten Wirtschaftssystems, waren diese Institutionen sicher, dass die Staaten niemals einen Bankrott solcher Finanzinstitutionen zugelassen hätten. Mit dieser Sicherheit gewährten sie – mehr oder weniger bewusst – unkontrolliert und unverantwortlich Kredite, die die Leistungsmöglichkeiten mancher Euroländer übertrafen. Damit erzielten sie einerseits relativ hohe Zinserträge aber gleichzeitig waren sie sich, im Falle einer Zahlungsunfähigkeit dieser Länder, der Hilfe des Staates ziemlich sicher.

Der zweite und vielleicht noch wichtigere Grund der großzügigen Kreditierung war die Tatsache, dass ein großer Teil dieser Kredite Konsum-, Industrie- und Ausrüstungsgüter bei den Volkswirtschaften nachfragten, aus welchen die Kredite kamen. Dies förderte und fördert die Wachstumsentwicklung und vermehrte die Beschäftigungsmöglichkeiten in diesen Volkswirtschaften, was auch positiv von den jeweiligen Regierungen bewertet wurde. Diese positive Bewertung seitens der Regierungen stärkte die Hoffnung der kreditgewährenden Finanzinstitutionen, dass mindestens ihre Regierungen bei Zahlungsunfähigkeit der verschuldeten Länder mit haften würden.

Die heutigen Ereignisse in der Eurozone hinsichtlich der finanziellen Rettungsszenarien mancher überschuldeten Euroländer, bestätigen meines Erachtens unsere bewertete Analyse hinsichtlich der erörterten Verhaltensweise sowohl der Finanzinstitutionen als auch der Euroländer.

Diese Verhaltensweisen haben dazu geführt, dass sich die Volkswirtschaften der Eurozone in zwei Lager befinden. Im ersten Lager sind die reichen Volkswirtschaften, die in der Lage sind, Kredite zu gewähren und im zweiten Lager sind die Volkswirtschaften, die diese Kredite nehmen. Mit anderen Worten, im ersten Lager befinden sich die Volkswirtschaften mit positiven und im zweiten Lager die Volkswirtschaften mit negativen Leistungsbilanzen. D.h., dass wir in der Eurozone Volkswirtschaften mit relativ hohen und relativ niedrigen Produktivitätsniveaus haben.

Die Sackgasse (die Schuldenfalle) Griechenlands: Die überschuldeten Ländern, wie beispielsweise Griechenland mit öffentlichen Schulden von 144% (330 Mrd. €) des BIP, befinden sich in einer Sackgasse(Schuldenfalle). Diese Situation veranlasst viele Experte, je nach theoretischer und politischer Grundrichtung, zu alternativen Szenarien zukünftiger Entwicklungen.

Es gibt eine Gruppe Ökonomen, insbesondere in Deutschland, die von Beginn des Euros an die Auffassung vertraten, dass eine Währungsunion ohne eine einheitliche Finanzpolitik nicht lange bestehen kann. Die heutige „Eurokrise“ wird von ihnen als Bestätigung ihrer Befürchtungen und Prognosen bewertet. Deshalb schlagen sie als Lösung unter anderem vor, die Gründung von zwei Eurozonen mit einem Nordeuropäischen und einem Südeuropäischem Euro. Diese soll nach dem Muster geschehen: die reicheren Länder und die ärmeren Länder der heutigen Eurozone, sollen sich trennen und jede Gruppe eine eigene Eurozone bilden.

Dieser extreme Vorschlag wird weder von den Ländern der Eurozone noch von der Mehrheit der Deutschen ernsthaft in Betracht gezogen. Eine solche Entwicklung würde de facto das Ende der Europäischen Union bedeuten.

Zurzeit befürworten alle Regierungen der Euroländer – zumindest in ihren offiziellen Äußerungen – uneingeschränkt den Euro und streben seine langfristige Stabilität an. Allerdings sind die Positionen hinsichtlich der wirtshaftpolitischen Methoden, die zu diesem Ziel führen würden, unterschiedlich.

Mehr oder weniger ist allen klar geworden, dass die überschuldeten Länder, wie z.B. Griechenland, nicht durch eigene Bemühungen die Schuldenfalle beseitigen können.

Deshalb sind sie der Auffassung, dass es selbst die von der Troika beschlossenen 110 Mrd. €, die Griechenland bis 2013 als Kredite bekommen wird, und selbst wenn ihre Tilgung bis 2025 gestreckt wird, wird es nicht gelingen, die griechische Volkswirtschaft zu einem solchen Wirtschaftswachstumspfad zu bringen, der aus der Schuldenfalle heraus führt. Auch alle strengen und schmerzhaften finanzpolitischen Maßnahmen sowie alle strukturellen Veränderungen, die Griechenland durchführt, werden bei dieser Höhe der Staatsschulden wenig helfen.

Eine Lösung, die noch nicht offiziell vorgeschlagen wird, aber von Politikern in Deutschland hinter geschlossenen Türen und von Wissenschaftlern offen ernsthaft diskutiert wird, ist eine kontrollierte Insolvenz, die Griechenland vornehmen muss. Eine kontrollierte Insolvenz bedeutet allerdings mehrere alternative Szenarien.

Szenarien der Vermeidung einer totalen Zahlungsunfähigkeit Griechenlands: Im Folgenden möchte ich drei Szenarien nennen, aus welchen eine Variante davon, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in Griechenland realisiert wird.

Die ersten zwei Szenarien setzen voraus, dass Griechenland mit seinen Gläubigern verhandeln muss, um eine gemeinsame Lösung zu finden, die erstens realistisch ist und zweitens die geringsten Nachteile für beide Seiten hat.

Erstens Szenario: Eine Möglichkeit wäre beispielsweise, wenn Griechenland mit seinen Gläubigern für mindestens fünf Jahre - unter strengen finanzpolitischen Maßnahmen (z.B. keine Haushaltsdefizite) - eine völlige Aussetzung des Schuldendienstens vereinbaren könnte. Dadurch hätte Griechenland ca. 30 Mrd. € jährlich eingespart. Würden diese Mittel zum größten Teil investiert, dann wäre ein jährliches Wirtschaftswachstum von mindestens 4% des BIP möglich. Am Ende der fünfjährigen Periode wären die öffentlichen Schulden Griechenlands auf ca. 117% anstatt 144% des BIP heute geschrumpft. Dieses Szenario würde die Gläubiger allerdings mindestens 150 Mrd. € kosten.

Zweites Szenario: Würde man der Auffassung sein, dass das erste Szenario keine nachhaltige langfristige Lösung des Schuldenproblems Griechenlands wäre, dann könnte man als eine Alternative - die sofortige Abschreibung der Hälfte der gesamten griechischen Staatsschulden vereinbaren. Für die Gläubiger würde dies bedeuten, dass sie 50% (165 Mrd. €) des geliehenen Geldkapitals sowie der Zinserträge aus dem abgeschriebenen Kapital verloren hätten. Die Verluste wären für die Gläubiger bei diesem Szenario viel höher als bei dem ersten. Für Griechenland hätte dieses Szenario den Vorteil, dass sofort nicht nur die Staatsschulden von 330 Mrd. € auf 165 Mrd. € (auf 72% des BIP) halbiert wären, sondern auch die Zins- und Tilgungslasten. Griechenland müsste dann unter Androhung von strengen Sanktionen verpflichtet werden, bis zu ihrer totalen Entschuldung keine Haushaltsdefizite mehr in der Zukunft zu erzeugen. Zugleich müsste Griechenland auch verpflichtet werden, um allmählich aus der gegenwärtigen strukturellen und konjunkturellen Krise herauszukommen, das gewonnene (geschenkte) Kapital in Wachstumsbranchen zu investieren.



Drittes Szenario: Kommt man zur keinen Einigung hinsichtlich der zwei genannten Szenarien oder zu einer anderen ähnlichen Variante, dann wäre sehr wahrscheinlich in absehbarer Zeit die totale Zahlungsunfähigkeit Griechenlands unvermeidlich. Sie hätte zwar den kurzfristigen Vorteil für Griechenland der sofortigen Schuldenbefreiung und damit keine jährlichen Mrd. € Belastungen durch die Bedienung der Schulden. Langfristig wären allerdings die negativen Folgen nicht einschätzbar. Monetäres und sachliches Vermögen Griechenlands und seiner Zentralbank im Ausland sowie sämtliche Zuschüsse im Rahmen der EU-Programme würden sofort beschlagnahmt. Für viele Jahre würde Griechenland keine Vermögensgegenstände im Ausland bilden oder erwerben können oder von den Kapitalmärkten Kredite erhalten. Alle Importe würden Barzahlungen bedürfen. Hinzu kämen auch die moralisch- ethischen Probleme. Griechenland und die Griechen würden als Betrüger, Lügner und Diebe gelten und würden diskreditiert.

Zugleich würde Griechenland von den anderen Euroländern unter Druck gesetzt die Eurozone zu verlassen, um psychologisch die Stabilität des Euros zu schützen, was wahrscheinlich auch tatsächlich geschehen wird.



Ein Vorschlag für eine mögliche Vermeidung der griechischen Zahlungsunfähigkeit: Ein Staatsbankrott, wie oben angedeutet, ist weder für Griechenland noch für das Image der Eurozone wünschenswert. Daher stellt sich die Frage, ob die bisherigen Maßnahmen, die getroffen wurden und diejenigen, die gegenwärtig in der Diskussion sind, geeignet sind die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands zu verhindern. Die Zahlen und die Fakten sprechen, meines Erachtens, wie noch kurz erläutert wird, dagegen.

Wie bereits erwähnt, hat die sogenannte Troika (Eurozone, IWF, EZB) beschlossen 110 Mrd. € bis April 2013 als Kredithilfe an Griechenland zu gewähren. Außerdem wurde ein wenig später für alle verschuldeten Euroländer ein „Rettungsschirm“ (Europäischer Stabilisierungsmechanismus) von 750 Mrd. € prophylaktisch errichtet.

Werden nun diese Maßnahmen ausreichend sein, um totale Zahlungsunfähigkeiten von Euroländern zu verhindern? Oder werden die sogenannten Europapiere (Eurobonds), die zurzeit diskusstiert und insbesondere von der griechischen Regierung mit Nachdruck gewünscht werden, für die Gegenwart und für die Zukunft die endgültige und nachhaltige Rettung aus den staatlichen Überschuldungen sein?

Was Griechenland betrifft, ist meine Antwort eindeutig negativ. Ich erläutere dies mit einer Bewertung des 110 Mrd. € relativ günstigen Kredits der Troika, welcher Griechenland - nach Erfüllung sehr harten finanzpolitischen und strukturellen Maßnahmen - bis April 2013 erhalten soll.

Diesen Kredit bekommt Griechenland von der Troika zu einem durchschnittlichen Zinssatz von 4,6%, anstatt von mehr als 11%, die Griechenland heute an die Kapitalmärkte hätte bezahlen müssen. Wie noch erläutert wird, wird diese Kredithilfe meines Erachtens, wenn man nur bei dieser Maßnahme bleibt, die Zahlungsunfähigkeit Griechenlands letztlich nicht verhindern.

In dem verabschiedeten griechischen Haushalt des laufenden Jahres 2011, wird davon ausgegangen, dass die Zunahme der öffentlichen Verschuldung im Jahre 2010 9,4% (32,4 Mrd. €) des BIP betrug. Damit betrugen nach den ersten vorläufigen Berechnungen die Gesamtschulden Griechenlands am Ende des Jahres 2010 330,4 Mrd. € bzw. 144% des BIP. Die renommierte Athener Zeitung „to Vima“, geht allerdings von einem Defizit in Höhe von 10,6% (36 Mrd. €) und von einer öffentlichen Gesamtverschuldung in Höhe von 334 Mrd. € (146% des BIP) aus.

Würde man dazu das um ca. 4,3% verminderte BIP des abgelaufenen Jahres 2010 zugrunde legen, dann sind Defizit und Verschuldung prozentual viel höher, als die offiziellen Zahlen, die auf dem BIP von 2009 basieren, angeben.

Für das laufende Jahr 2011 sieht der griechische Haushalt ein Defizit von 7,4% des BIP bzw. 16,5 Mrd. € vor. Die Gesamtverschuldung wird damit ca. 347 Mrd. € bzw. 158% des BIP betragen. Für die Zahlung der Zinsen allein werden ca. 17 Mrd. € im laufenden Jahr erforderlich sein.

Betrachtet man die weitere Entwicklung realistisch, dann wird das BIP im Jahre 2012 auch nach den Prognosen der griechischen Regierung, um ca. 2,5% abnehmen, die zusätzliche Verschuldung wird mindestens 13 Mrd. € (6%) und die Gesamtverschuldung ca. 360 Mrd. € (165%) betragen.

Selbst, wenn wir annehmen würden, was die Regierung auch erwartet, dass ab 2013 bis 2025 das Haushaltsdefizit weniger und das Wirtschaftswachstum mehr als 3% des BIP betragen würden, dann wird die Gesamtverschuldung am Ende 2025 mindestens 460 Mrd. € (146%) und das BIP mindestens 315 Mrd. € betragen. Mit anderen Worten, Griechenland wird finanziell vor einer nicht mehr beherrschbaren Situation stehen.

Die Lage wird hinsichtlich der Höhe der Verschuldung auch dann nicht besser, wenn die Troika beschließen würde, die Tilgung der 110 Mrd. € bis Ende des Jahres 2025 zu strecken. Die Raten der Tilgung würden zwar etwas niedriger sein, nicht aber die Höhe der Zinslasten.

Sind die diskutierten Europapiere (Eurobonds) die Lösung? Bei der heutigen Höhe der griechischen Staatsschulden werden meines Erachtens auch die Europapiere wenig helfen. Sie werden zwar mit einem Zinssatz von ca. 4% die jährliche Belastung des griechischen Haushaltes etwas mindern, die gesamte Belastung aber des Schuldendienstens wird mit einer zweistelligen Zahl von Mrd. € weiter bestehen bleiben.



Schlussbemerkungen: Man darf auch keine Illusionen haben und mit hohen Wirtschaftswachstumsraten in den nächsten 15 Jahren rechnen. Das Jahr 2010, welches gerade zu Ende ging, hatte nach den ersten vorläufigen Berechnungen des griechischen Finanzministeriums ein Minuswachstum von 4,3%. Nach den Prognosen des Ministeriums ist auch im Jahre 2011 ein Minuswachstum von 2,5% zu erwarten. Erst im Jahr 2012 rechnet man mit einer positiven Wachstumsrate von 1%.

Selbst wenn ab 2013 Wachstumsraten von 3% bis 3,5% erreicht und die jährlichen Haushaltsdefizite nicht die 3% Marke übersteigen würden, würden trotzdem die absoluten Schulden weiter steigen.

Würde tatsächlich eine solche optimistische Entwicklung realisiert, dann wäre zwar das BIP Griechenlands Ende 2025 ca. 315 Mrd. € aber auch die Staatsverschuldung hätte die astronomische Zahl von mindestens 460 Mrd. € (148% des BIP) erreicht. Die jährliche Belastung an Zinsen und der Bedarf der Erneuerung der Schulden würde dann mehr als 40 Mrd. € betragen. Da diese mehr als 40 % der Staatseinahmen bedeuten, würde die Staatsinsolvenz unvermeidbar sein.

Deshalb ist die Lösung die übrig bleibt, so schnell wie mögliche eine Vereinbarung über eine geordnete Insolvenz mit den Gläubigern zu treffen. Oder wenn dies in den Ohren besser klingt, eine Umstrukturierung, welche Art auch immer, der Schulden vorzunehmen, bevor die totale Zahlungsunfähigkeit (Staatsbankrott) mit den oben erwähnten Folgen für Griechenland und der Eurozone eintritt.
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Δημοσιεύτηκε, Κολωνία,09.02.2011,
www.kn-megalexandros.gr, K.N.
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